Lasset uns Burgunder trinken und dabei kochen! Glaubt mir – es erhellt Seele und Geist. Ab einer gewissen Menge Burgunder schlägt die Helligkeit im Kopf aber rasant um!
Es ist mal wieder Zeit für ein Römertopf-Rezept.
Die Frage ist doch nicht, ob man Tiere mag. Sondern wie man sie zubereitet.
Die Zutaten
- 2kg Hähnchen
- Salz, Pfeffer, Thymian, Muskat, Estragon, 1 Lorbeerblatt
- 1 Zitrone
- 50g Butter
- 1 Becher Joghurt
- 1 Bund Petersilie
- 1 Likörglas Weinbrand
- 1 Fl. Burgunder (weiß)
- 1 kl. Dose / Glas Champignons
Das braucht man …
- Küchenkrepp (optional: 1 Badetuch)
- 1 Messbecher
- 1 Römertopf
- 1 Schneebesen
- 1 Gemüsemesser
- 1 großes Küchenbrett
- 1 Topf
- 1 Küchensieb
- 1 Likörglas
- 1 Ofen
Wir öffnen als erstes den Burgunder und probieren, wie er schmeckt. Dann stellen wir ihn tapfer beiseite.
Der Römertopf wird frühzeitig gewässert, was ihm zu einer hohen Langlebigkeit verhilft. Du kannst davon ausgehen, dass der Römertopf so ne halbe Stunde im Spülbecken liegt; sanft umplätschert von kaltem Wasser.
Das Hähnchen für den Römertopf vorbereiten
Dieses wird einer Grundreinigung unterzogen. Oft findet man im Inneren der tiefgefrorenen Federviecher noch Beutel mit deren Innereien, welche wir aber entfernen … und wegschmeißen. Braucht kein Mensch. Anschließend tupfen wir das nasse, federlose Vieh mit Küchenkrepp trocken. Wer dies liebevoller handhaben möchte kann natürlich auch sein Badetuch dafür nehmen.
Ist das Hühnchen trocken reiben wir es mit Salz und Pfeffer ein. Beim Pfeffer gilt: mit Gefühl! Und für das Salz gilt:
Die Faustregel: pro Kilo Tier nimm 2 Teelöffel Salz.
Damit liege ich fast nie daneben. Das Tier wird also mit Salz und Pfeffer ordentlich eingerieben und anschließend in den Römertopf befördert, welcher sich inzwischen nicht mehr im Wasserbad befindet. Stell bitte sicher, dass sich im Moment nichts außer dem Hähnchen im Römertopf befindet. Ist beispielsweise noch viel Wasser dabei, so hast du vergessen, selbiges vorher auszukippen. Aber wem sage ich das: du hättest dies vermutlich schon gemerkt, als du das Hähnchen in den Topf versenkt hast. Stichwort: Verdrängung! Physik! (Ende des pädagogischen Teils dieses Rezept!)
Eine frische Zitrone dient uns als Zitronensaftspritzer. Die Spritzer spritzen wir locker über das Hühnchen. Damit ist die Vorbereitung fast abgeschlossen. Oha!
Gut 150 – 200ml Burgunder finden sich zu ihrem Erstaunen in einem Messbecher wieder. (Als gewissenhafter Römertopfkoch probierst du natürlich noch einmal den Wein. Er könnte schlecht geworden sein!) Ebenso verblüfft macht sich der Joghurt auf den Weg dazu. Die Verwirrung beider Inkredenzien wird durch das plötzliche Eingreifen eines Schneebesens gesteigert und auch durch das Hinzufügen von etwas Thymian, Estragon und Muskat nicht gelindert. Völlig durcheinander kippen wir alles in den Römertopf. Obacht: nicht über das Huhn, sondern daneben. Aber immer noch in den Römertopf. Wer hierbei den Römertopf verfehlt hat verloren und fängt mit diesem Step nochmal an. Nach dem Putzen!
Ein Bund Petersilie wird kleingehackt und rings um das Huhn verteilt; nicht darauf.
Jetzt klappen wir den Deckel zu und stellen mit Entzücken fest, dass das Hähnchen wirklich hineinpaßt. Ansonsten müssen wir ein wenig nachhelfen.
Der Ofen tritt in Aktion
Schwupps die Ofentür geht auf, der Römertopf gleitet hinein und wir schließen den Ofen wieder, indes ein Gläschen Burgunder darauf lauert, unserem Gaumen eine Wohltat zu bescheren. Für 75 – 90min sagen wir Lebewohl. Zum Ofen, der mit 220°C ganz schön heiß schmollt!
Schnell noch die Champignons aus dem Glas in ein Sieb gegossen und irgendwo wiederauffindbar abgestellt.
Warten. Vielleicht noch das eine oder andere Schlückchen Burgunder.
Nach dem Römertopf: Feintuning für das Hähnchen
Nach den ca. 90min nehmen wir den Römertopf aus dem Ofen, und stellen ihn auf ein Brettchen oder Küchentuch. Niemals auf die Arbeitsplatte stellen, wenn der Römertopf aus dem Ofen kommt. Es sei denn, man ist gewillt ihn zu töten und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Das Hähnchen ist watteweich und wird vorsichtig in den Römertopf-Deckel gelegt und von dem bisschen Petersilienklein befreit. Ungeschlossen wird das Tier wieder in den Ofen befördert, damit das ganze eine knusprige Hülle erhält.
Die Sauce schütten wir durch ein Sieb in einen Topf und geben die Champignons dazu. Ein wenig Butter verfeinert das Gemenge. Kurz auföcheln lassen und dann auf kleiner Hitze weiterziehen lassen.
Nach 10min drehen wir das Hähnchen nochmal um und geben der bisherigen Unterseite auch noch Hitze zum Bräunen.
Die Sauce muß man nicht andicken! Wir mochten sie so wie sie war. Als letztes Schmankerl würzen wir die Sauce mit einem Likörglas Weinbrand. Auch hier wurde natürlich vorher ein Test der Bekömmlichkeit durchgeführt.
Dazu gabs bei uns einfach nur Brot zum tunken. Hmmmm … absolut lecker. Und da wir nicht das ganze Vieh geschafft haben, gabs am Folgetag “gesprengtes Huhn” – Hühner-Frikassee.
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Lieber Jörg,
Dein Rezept ist toll – ich hab selten so gelacht beim Rezeptelesen und es sogar meinem Freund vorgelesen, der sich prompt eine Flasche Weißwein geöffnet hat. Leider hatten wir keinen Weißburgunder Zuhause. :)
Noch viel toller finde ich deine Reinigungsanleitung – auf der Suche danach bin ich nämlich auf deine Seite gestoßen. Ich werd mich gleich mal an die Arbeit machen, der Römertopf ist nämlich aus dem Keller meiner Mutter und riecht nach Mäuselulu. Hoffe, der Essig wird das schaffen!
Dankedanke & viele Grüße aus Kärnten,
Stephanie
Hallo Stephanie,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich bin immer heilfroh, wenn meine Rezepte erstens funktionieren und zweitens auch beim Lesen Spaß machen. Erzähl mir bitte unbedingt, ob du mir der Reinigung klar gekommen bist. Und … was du gekocht hast. :) Es klappt nicht immer alles – das musste ich heute erst wieder erfahren. :)
Viele Grüße vom Bodensee
Jörg
Das mit dem “das Huhn am Ende auf den Deckel legen” muss ich unbedingt mal ausprobieren!
Hab mich erst gestern wieder über ein zwar zartes Hähnchen, aber mit “lädschiger” Haut geärgert.
Hallo Susanne, ich denke auch, dass du das unbedingt mal ausprobieren solltest. :) Erzähl mir nachher bitte, wie es geklappt hat! Vielen Dank und liebe Grüße vom Bodensee, Jörg.
Ich hab laut gelacht, als ich das Rezept entdeckt habe. Leider war meine Variante nach gutdünken schon im Ofen, aber den Tipp mit den Deckel werde ich jetzt gleich ausprobieren.
:-)
Hallo,
lese grade Deine witzigen Rezepte! Habe seit Ewigkeiten einen kleinen Römertopf ( für eine Person halt) nun hab ich ihn nur einmal benutzt und es hat,nach dem Lesen Deiner Rezepte völlig klar, nicht wirklich geschmeckt. Meine Frage an Dich ist,
Kann man mit dem Römertopf mit Umluft oder nur Grill oder Combi Mikrowelle/ Grill kochen? Ich hab leider mangels Herd so ein Kombigerät und weiß nun nicht ob das auch funktioniert und wie sich gegebenenfalls die Temperaturen ändern würden.
Danke im Voraus
Sylvia
Hallo Jörg,
Das Rezept ist genial. Wir lecken uns jetzt noch die Lippen.
Wir sind leicht abgewichen: Rotwein (nicht toll, aber Bio) statt Weißburgunder, weil wir nicht ordentlich lesen können. Und ein paar Zwiebeln und Knoblauch ins Huhn taten der Sache keinen Abbruch. Dafür haben wir großzügig den Weinbrand weggelassen, weil nicht im Hause.
Es ist ein Rezept, was wiederholt werden will, Gästen kredenzt werden kann und glücklich macht.
Ich glaube nicht, dass wir nur ausgehungert waren.?✌
Und ich muss den Herd nicht putzen!!!
Vielen Dank dafür!
Herzliche Grüße, Matthias und Conni
Hallo Jörg,
Ich bin zufällig auf dein Rezept gestoßen, weil ich die mir mit der Ofentemeratur unsicher war. Habe fast alles so gemacht wie du, gebe dir aber noch meine Variante:
Bevor ich den Hahn in den Römertopf gelegt habe, gab ich noch 4 Schalotten, 2 Knoblauchzehen, einen Lorbeerzweig, einen Rosmarinzweig und einige Thymianzweige auf den Boden. Den Joghurt habe ich außenvor gelassen, da ich als Beilage Kartoffelgratin hatte.
LG Ute
Lieber Jörg,
ich lach mich kaputt! :-)))
Dein Geschreibsel gefällt mir sehr!!! Ob das auch für deine Rezepte gilt, muß ich erst noch testen. Mit einem Schnellkochtopf habe ich zwar nix am Hut, ich habe mir aber vorgenommen, vermehrt zu römern . ;-)
Mal gucken, du hörst/liest sicher noch von mir! Gutes oder Nörgeliges, das wird sich zeigen. ;-)
Aber jetzt schon mal Danke für die Texte.
LG
Gittili
Schade, daß es kein Römer-Kochheftchen von dir gibt. *traurig-bin* Das wäre doch mindestens immer mal ein nettes Mitbringsel für humorige Leute.
Hallo Jörg, ich besitzen zwei Römertöpfe, habe sie aber schon lange nicht mehr benutzt, warum weiß ich auch nicht, einfach so.Ich habe ein gutes Rezept für ein Hähnchen gesucht und bin auf deine Seite gestoßen und dieses Rezept gefunden. Ich habe mir das Rezept durch gelesen und nach den ersten Sätzen schon leicht geschmuggelt, als ich mit dem Lesen fertig war, habe ich schallend gelacht. Genial, deine Schreibweise. Später bin ich noch einmal auf Deine Seite , um noch mehr Rezepte zu lesen. Einfach toll……übrigens, das Hähnchen war sehr lecker……. Mach weiter so. ??☺☺☺☺
Liebe Angelika,
vielen Dank für deine lieben Worte. Ich habe auch im ersten Ansatz “geschmuggelt” als “geschmunzelt” interpretiert. Es gibt ja so viele Gegenden mit den verwirrendsten Wortnutzungen. Was dem einen sein “geschmunzelt” kann da durch aus des anderen “geschmuggelt” sein. :)
Sonnige Grüße vom Bodensee
Jörg
Ich mein nicht geschmuggelt, sondern ich mein geschmunzelt, blöder Fehler, sorry
Hallo Jörg, ich habe heute meinen erstes Römertopfmahl bereitet. Der Vogel hätte gern noch ein Viertelstündchen vertragen… Trotzdem war er sehr lecker und die Zubereitung genial einfach. ich koche liebend gern mit Alkohol, in und zum Essen ein grosser Genuss. Genau wie Dein Rezept, dass ich allen vorlesen musste…. Nichtinteressierte konnten sich derweil ihrem Glas widmen. Gern werde ich Deine anderen Rezepte ausprobieren. Liebe Grüsse, Sabine
Hallo Jörg, bin auf deiner Seite gelandet, nachdem ich um 22:30 noch mein Essen für morgen vorbereiten muss, was eigentlich kein Spaß mehr ist. Das Hühnchen hat nämlich ein Verfallsdatum und das ist morgen – also muss ich mich noch eineinhalb Stunden selbst unterhalten, bis es jetzt fertig ist. Immerhin – das Lesen des Rezeptes war schon mal eine gelungene Abwechslung. Jetzt noch ein Buch und ein Glas Wein und dann schau mer mal, was draus geworden ist…
Kochen mit Humor.
Das finde ich super ,habe durch die tollen Rezepte
den Römertopf neu entreckt.
Das Hähnchen schmeckt super,besonders nach der Weinverkostung.
Nun im ernst , werde den Wundertopf wieder offter verwenden.
Gut wenn Besuch da ist, habe mehr Zeit zum Reden
und für ein gutes Gläschen. also weiter so
Hallo Jörg, nach einigen Fehlschlägen mit dem ‘öme’-Topf (ja, das kann vorkommen!!!) habe ich die Kiste frustriert in die Ecke gestellt, aber mit ausreichend Rotwein und Deinem Rezept hats jetzt wunderbar funktioniert (war eigentlich eine Notlösung, weil ich nicht genug grobes Meersalz für Göger im Salzteig daheim hatte…). Bei der Sache mit dem Deckel war ich mir nicht sicher, aber ich hatte ja nichts zu verlieren… hat geklappt, danke!!! und ich hab noch ein Glas auf Dein Wohl getrunken, lg Rosi
guten tag Jörg,
ich habe einen RÖmertopf auf dem zigeuner spiessbräter steht (mit einem hänchen) er hat einen deckel fasst so gross wie der unterer Topf, finde aber kein rezept dafür ich habe auch ein spiess dabei kanst du mir helfen
danke
Christiane aus Frankreich
Tolles Rezept, gefällt mir sehr, vor allem die humorvolle Anleitung. In einem muss ich allerdings widersprechen: Die Innereien schmeiße ich keinesfalls weg. Ich gare sie immer mit. Sie tragen zum Aroma bei und ich finde sie auch lecker. Leider ist mittlerweile immer seltener das Herz dabei, meist nur Magen und Leber. Schade. Trotzdem lohnt es sich, das mal auszuprobieren.
Hallo Ruth,
vielen Dank für deinen Kommentar. Früher habe ich Leber und Magen auch immer mitgegart. Familiär bedingt hatte ich das dann aufgegeben. Das das Herz sehr oft fehlt, war mir auch schon aufgegangen. Schade eigentlich.
Liebe Grüße vom Bodensee
Jörg
Hallo Jörg,
vor ein paar Tagen haben wir unseren Römertopf, seit 10 Jahren nichtbenutzt (wie dumm), zum Kartoffelrösten eingeweiht und heute ist ein frisch geschlachtetes Hähnchen dort hinein gewandert – nach deinem Rezept.
Beim Lesen habe ich sofort erkannt – das wird meins… allerdings wird der weiße Burgunder, wenn man genau deinem Rezept folgt, nicht mehr zum Essen reichen. Das sollte man also als Hinweis unbedingt mit aufnehmen ;-)
Wir haben das Hähnchen mit frisch gepflücktem Beifuß gefüllt, also eine kleine Ergänzung, und unter das Tier haben wir Zwiebeln, Möhren- und Selleriescheibchen gelegt….
Auf alle Fälle – ein tolles Rezept, das wir wieder machen werden. Ganz großes Dankeschön und
viele Grüße
Katrin